Natriumlaurylethersulfat ist ein Klassiker unter den Massentensiden, aber immer noch sehr bewährt und in vielen Produkten enthalten. Als Ergänzung zu unserem Beitrag über die
allgemeine Engpass-Situation auf dem Tensidmarkt, möchten wir hier kurz die Bedeutung und aktuelle Verfügbarkeit dieses erprobten Tensids beleuchten.
Natriumlaurylethersulfat: Reiniger und Schaumbildner
Natriumlaurylethersulfat ist anionisches Tensid aus der Gruppe der Alkylethersulfate, welches sich vor allem durch eine starke Reinigungskraft und ausgezeichnete
Schaumbildung auszeichnet. Synonyme Bezeichnungen für das Tensid/Netzmittel sind Sodium Laureth Sulfate (kurz: SLES) sowie Natrium-2-(2-dodecyloxyethoxy)ethylsulfat.
Konkret handelt es sich bei SLES um die ethoxylierte Form von Natriumlaurylsulfat. Durch die Sulfatgruppe besitzt SLES eine negative Ladung, die die hydrophile (wasserlösliche) Komponente des Moleküls bestimmt.
Abb. Struktur, Summenformel, Eigenschaften von Natriumlaurylethersulfat
Die Anwendungen von SLES
Natriumlaurylethersulfat ist ein starkes öl- und fettlösendes Reinigungsmittel und wird daher häufig in Reinigungsmittelformulierungen verwendet. Durch seine zusätzlich stark schäumende Eigenschaft ist SLES eine der wichtigsten Komponenten synthetischer Kosmetik- und Hygieneprodukte. Es findet sich als Tensid in Flüssigseifen, Shampoos und Duschgels, aber auch als Emulgator in Zahnpasten, Cremes, Kosmetika, Lotions und dergleichen. Darüber hinaus kommt Natriumlaurylethersulfat auch zur Herstellung von Schaumbeton, als Schaumbildner und Fettlöser zum Einsatz.
Die Herstellung von SLES
SLES wird auf Basis von Laurylalkohol (Dodecanol) hergestellt, der wiederum aus pflanzlichen Laurinölen gewonnen wird. Laurinöle können aus Palmkernölen oder Kokosnussöl extrahiert werden. Der Anteil von Palmkernölen an den Fettalkoholen und den daraus hergestellten Tensiden liegt bei rund 80%, während die verbleibenden 20 % dem Kokosnussöl zugerechnet werden.
Der Herstellungsprozess läuft wie folgt ab:
- Die Gewinnung von Dodecanol erfolgt durch Hydrierung der Fettsäuren und Fettsäureester aus Palmkern- und Kokosnussöl und anschließende Aufarbeitung des Reaktionsgemischs.
- Durch Umsetzung von Dodecanol mit Ethylenoxid wird SLES hergestellt. Die Anzahl der Oxyethylen-Einheiten liegt in der Regel bei ca. 2.
- Anschließend wird mit Schwefeltrioxid sulfatiert.
- Als Nebenprodukt entsteht bei diesem Prozess gesundheitsschädliches 1,4-Dioxan. Das Endprodukt mit zwei Oxyethylen-Einheiten, Natrium-2-(2-dodecyloxyethoxy)ethylsulfat, gilt als haut- und augenreizend.
Quelle:
RSPO Supply Chains
Aktuelle Engpässe bei Rohstoffen für SLES Produktion
Aktuell ist in Europa generell ein Engpass bei den wichtigsten Rohstoffen für die Erzeugung von Tensiden zu beobachten. Für die Herstellung von SLES sind insbesondere folgende Verknappungen relevant:
1. Engpass Dodecanol bzw. Palmkernöl
Der Engpass an Palmkernöl zur Erzeugung von Dodecanol ist zum einen vor allem auf die hohe Nachfrage in Asien zurückzuführen, wodurch weniger Exportvolumen für Europa zur Verfügung steht. Hinzu kommt die Lockdown-bedingte gedrosselte Produktion in Malaysia, einem der wichtigsten Erzeuger- und Exportländer von Palmkernöl. In den nächsten Monaten ist laut Malaysian Palm Oil Council (MPOC) nur eine geringfügige Steigerung der Produktion zu erwarten.
Verminderte Transportkapazitäten durch anhaltenden Container- und Schiffsmangel sowie überlastete Häfen verschärfen die Lage zusätzlich. Diverse Blockaden wie nun erneut im weltweit viertgrößten Containerhafen Yantian (Provinz Guangdong) spitzen die Lage weiter zu und werden die Lieferketten noch bis Ende des Jahres beeinträchtigen.
2. Engpass Ethylenoxid
Die Rohölverarbeitung ist immer noch zu gering, um die erforderlichen Mengen an Petrochemikalien zu produzieren. Die verfügbaren Mengen an Etyhlenoxid unterliegen daher nach wie vor einer Verknappung.
3. Engpass Schwefelsäure
Für die Sulfatierung von anionischen Tensiden wie SLES ist
Schwefelsäure unbedingt erforderlich. Diese unterliegt aber derzeit aufgrund verringerter Rohölverarbeitung, gestörter Lieferketten und anderen Faktoren ebenfalls einer starken Verknappung.
Die Lieferformen für SLES
Herkömmliche Lieferformen für SLES sind wässrige Zubereitungen mit einem Anteil an waschaktiver Substanz in der Höhe von 70% (pastös) oder 27%-28% (flüssig). Die entsprechenden Donauchem Produkte dazu sind
DonSol SLES 27 und
DonSol SLES 70.
Ein weiteres Produkt unseres Portfolios ist das alkalische Tensid
DonSol SLES A RSPO aus nachhaltigem Anbau. RSPO steht hier für „Roundtable on Sustainable Palm Oil (Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl)”. Der Anbau von RSPO-zertifizierten, nachhaltigen Ölpalmprodukten soll dazu beitragen, die negativen Auswirkungen des Ölpalmanbaus auf die lokale Bevölkerung und Umwelt zu reduzieren.
Quelle:
RSPO Supply Chains
Fazit: Versorgungssicher aufstellen
Es vergeht kaum ein Monat, in dem nicht erneut Ereignisse auftreten, die globale Lieferketten unter Druck setzen und zu erheblichen Lieferverzögerungen führen. Mit einer Stabilisierung der Rohstoffversorgung Europas wird aus heutiger Sicht in vielen Bereichen voraussichtlich erst Ende des Jahres zu rechnen zu sein. Von mangelnden Verfügbarkeiten sind derzeit auch anionische Tenside wie SLES betroffen, die immerhin rund 50% des Tensidmarktes ausmachen. Sorgen Sie daher rechtzeitig vor, um Produktionsengpässe zu vermeiden.
Bei Fragen zu SLES oder allgemein zu unserem Tensid-Portfolio
nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf.
www.donauchem.at