Im Herzen der touristischen Region Tiroler Oberland hat die Kläranlage Prutz ihre Kapazitätsgrenzen erreicht. Während der Betrieb weiterläuft und die Hochsaison in vollem Gange ist, wird die Anlage nun umgebaut. Lesen Sie, wie die Kläranlage diesen Balanceakt zwischen der Hochsaison und der vor Ort herrschenden Baustelle meistert und die Reinigungsleistung während der Bauarbeiten sicherstellt.
Prutz: Touristischer Hotspot mit reicher Geschichte
Prutz liegt im „Oberen Gericht“, dem obersten Teil des Tiroler Inntals zwischen der Schweizer Grenze und der Stadt Landeck. Landeck bildet dabei als erste größere Stadt von Westen kommend das Tor zur Region. Der nahe Reschenpass zählt neben dem Brenner zu den wichtigsten Alpenübergängen zwischen Deutschland und Italien.
Die Besiedlung der sonnigen Talhänge reicht bis in die Bronzezeit zurück, als Handels- und Metallexportrouten vom Inntal über den Malojapass in Richtung Oberitalien verliefen. Nach der Eroberung der Alpen durch die Römer im Jahr 15 v. Chr. wurde das Inntal Teil der römischen Provinz Rätien und in das Straßennetz der Via Claudia Augusta integriert – eine bedeutende Handelsroute von Italien bis Augsburg.
Nach dem Rückzug der Römer im späten 5. Jahrhundert n. Chr. besiedelten die Bajuwaren das Inntal. Die Einwanderung des germanischen Stammes verlief nur langsam, was zur Folge hatte, dass in einigen Orten, wie Nauders, das Rätoromanische bis ins 17. Jahrhundert überdauerte. Noch heute sind Spuren dieser Sprache in Dialekten und Ortsnamen zu finden, und im benachbarten Engadin in Graubünden wird Rätoromanisch weiterhin gesprochen.
Prutz und das Obere Gericht sind somit nicht nur geographisch, sondern auch kulturell eine Brücke zwischen verschiedenen Völkern. Mit diesem traditionsreichen Charme erwartet Prutz seine Besucher am Taleingang zum Kaunertal auf 864 Meter. Der malerische Ferienort, mit Blick auf die Tiroler Bergwelt, ist ein Urlaubsparadies für Erholungsuchende, Aktivsportler und Familien!
Nachhaltige Kläranlage für 28.000 Einwohnerwerte
Seit 1985 klären neun Gemeinden ihre Schmutzwässer in der Abwasserreinigungsanlage Prutz. Der Abwasserverband Prutz und Umgebung wurde 1977 gegründet und umfasst die Gemeinden Faggen, Fendels, Fiss, Kaunerberg, Kaunertal, Kauns, Ladis, Prutz und Ried im Oberinntal.
Das Verbandsgebiet ist stark geprägt von Tourismus und Landwirtschaft und beheimatet rund 7.000 Einwohner. Mit rund 2 Millionen Gästenächtigungen pro Jahr liefert die Tourismusbranche den größten Teil an der Gesamtabwassermenge.
Aktuell ist die Kläranlage Prutz auf eine Kapazität von 28.000 Einwohnerwerten (EW) ausgelegt:
- Die Kläranlage ist eine klassische Belebungsanlage mit vorgeschalteter Denitrifikation.
- Der anfallende Schlamm wird statisch voreingedickt, anaerob (im Faulturm) behandelt und anschließend mechanisch entwässert (Schneckenpresse).
Durch die anfallenden Gärgase aus dem Klärschlamm kann die Kläranlage im Winter beheizt werden.
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Abbildung 2: Die Kläranlage Prutz wird erweitert, um auch während der Wintersaison und bei steigendem Touristenaufkommen eine zuverlässige Abwasserbehandlung zu gewährleisten. © Donau Chemie AG
Die Herausforderung: Ausbau der Klärkapazität bei laufendem Betrieb
In den Wintermonaten stößt die Kläranlage schon seit Jahren an ihre Belastungsgrenzen. Gerade im Winter muss aber die Versorgungssicherheit gewährleistet sein. Im Jahr 2017 wurde daher der Behörde ein Einreichprojekt zur Erweiterung der bestehenden Kläranlage auf eine Ausbaugröße von 45.000 EW vorgelegt.
Nach der Genehmigung im Jahr 2019 wurde zunächst die
mechanische Reinigungsstufe in einer ersten Baustufe angepasst. Der Beginn der zweiten Baustufe verzögerte sich jedoch aufgrund der COVID-19-Pandemie, sodass die Arbeiten erst im Juni 2024 aufgenommen werden konnten. Im Zuge dieser Phase werden zwei neue Nachklärbecken sowie ein zusätzliches Belebungsbecken unter Einbindung der bestehenden Becken errichtet. Die Gesamtkosten des Umbauprojekts belaufen sich auf rund 10 Millionen Euro. Der Umbau wird voraussichtlich bis in das Jahr 2028 andauern.
Zusätzlich zu den laufenden Umbauarbeiten bringen der intensive Ferienbetrieb und die geringe Säurekapazität der Anlage derzeit erhebliche Herausforderungen mit sich – diese Faktoren belasten den Betrieb spürbar und erfordern flexible Lösungen.
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Die Lösung: Fällmittel und Kreide für eine stabile Abwasserreinigung
Mit der Beigabe von Kreide und einem individuell abgestimmten Donau Chemie Eisen–Aluminium-Mischprodukt erreichen wir ein stabiles Flockengerüst, das Fadenbakterien zunehmend in die kompakte Flocke bindet.
Weiters wird eine Schlammbeschwerung in der biologischen Behandlung vorgenommen, die Entwässerung optimiert und die Aufwuchsflächen für Nitrifikanten vergrößert, um einen sicheren und vor allem stabileren Reinigungsprozess in der Anlage zu gewährleisten.
Mit diesen flankierenden Maßnahmen wird der Abwasserreinigungsbetrieb, trotz laufendem Baubetrieb, weiterhin sichergestellt!
Die hier vorgestellte kombinierte Lösung hat sich bereits bei vielen Kunden bewährt. Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, kontaktieren Sie uns gerne über unsere Website!