Kläranlage Lendava: moderne Abwassertechnik in der Praxis
Die Kläranlage Lendava ist ein Beispiel für moderne Abwassertechnologie und funktionierende Kooperation zwischen Industrie und Gemeinde. Eingebettet in die kulturell reiche Stadt Lendava, sorgt sie seit über zwei Jahrzehnten dafür, dass sowohl kommunales als auch industrielles Abwasser effizient und umweltschonend aufbereitet wird.
Lendava – eine Stadt an der Grenze und eine Brücke der Kulturen
Lendava liegt im äußersten Osten Sloweniens, eingebettet in die sanften Hügel von Prekmurje und nahe den Grenzen zu Ungarn und Kroatien. Am Fuße der Lendava-Berge und unweit des Flusses Mur spiegelt die Stadt die reiche Kulturtradition der Region wider. Hier leben Slowenen, Ungarn, Kroaten und Menschen anderer Nationalitäten zusammen und schaffen ein multikulturelles Zentrum, das die Identität der Stadt und Gemeinde prägt.
Die Gemeinde Lendava ist offiziell als ethnisch gemischte Gemeinde anerkannt: Neben der slowenischen Mehrheit ist eine autochthone ungarische Gemeinschaft in fast allen Siedlungen präsent – mit Ausnahme von Benica und Hotiza. Mit einer Fläche von 123 km² umfasst die Gemeinde Lendava 18 Ortsteile und 23 Siedlungen.
Abbildung 1: Blick auf die multikulturelle Stadt Lendava am Fuße der Lendava-Berge, wo Slowenien, Ungarn und Kroatien aufeinandertreffen. ©Ljuba brank, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Zwei Partner, ein Ziel: effiziente Abwasserreinigung in Lendava
Seit ihrer Inbetriebnahme im Jahr 2002 behandelt die Kläranlage Lendava das Abwasser der Gemeinde sowie das der Pharmafirma Lek/Sandoz. Die kommunalen Abwässer von Lek/Sandoz fließen gemeinsam mit dem übrigen kommunalen Abwasser über die Kanalisation in die Kläranlage.
Die industrielle Abwasserführung erfolgt hingegen über eine separate Druckleitung, die jährlich etwa 20 % der Gesamtmenge des zugeführten Abwassers in die Kläranlage leitet, abhängig von der hydraulischen Belastung der Kläranlage. Bei hoher CSB-Belastung (chemischer Sauerstoffbedarf) kann das industrielle Abwasser bis zu 80 % der gesamten CSB-Belastung ausmachen.
Die Besitzverhältnisse der Kläranlage spiegeln die Partnerschaft zwischen Industrie und Gemeinde wider: Die Anlage gehört zu 74,5 % Lek/Sandoz und zu 25,5 % der Gemeinde Lendava. Die tägliche Kapazität der Kläranlage liegt bei 29.000 Einwohnerwerten (EW), durchschnittlich bewältigt sie eine Abwassermenge von 2.600 m³ pro Tag.
Abbildung 2: Übersicht der wichtigsten Betriebsparameter der Kläranlage Lendava. © Donau Chemie AG
Mehrstufige Abwasserreinigung
Die Kläranlage Lendava reinigt Abwasser durch eine Kombination aus mechanischen und biologischen Verfahren und nutzt dabei eine umweltschonende, mehrstufige Behandlung:
- Mechanische Vorbehandlung: Grobe Partikel werden entfernt, um das Abwasser für die folgenden Behandlungsschritte aufzubereiten.
- Aerobe biologische Stufe: Organische Stoffe werden mithilfe von Mikroorganismen abgebaut, um die Wasserqualität zu verbessern.
- Anaerobe biologische Stufe: In Abwesenheit von Sauerstoff bauen Mikroorganismen organische Stoffe ab, wodurch der Schlamm stabilisiert und das Abwasser für nachfolgende Behandlungen vorbereitet wird.
- Schlammentwässerung und Trocknung: Der Klärschlamm wird mechanisch entwässert und thermisch getrocknet, um den Wassergehalt zu reduzieren und die Energiedichte zu erhöhen.
- Schlammentsorgung: Getrockneter Klärschlamm wird umweltfreundlich entsorgt, indem man ihn als Brennstoff verwendet. Lek/Sandoz kümmert sich um diesen Teil. Der Rest des Überschussschlamms, der nicht verbrannt wird, wird von einem Unternehmen entsorgt.
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Automatisierte Prozesssteuerung und nachhaltige Energieversorgung
Moderne Technik trifft auf smarte Überwachung: In der Kläranlage Lendava steuern automatisierte Systeme jeden Ablauf und dokumentieren lückenlos die gesamte Prozesshistorie.
Unter der Leitung von
Direktor Boris Nemet wurde die Anlage in den letzten Jahren kontinuierlich modernisiert – mit einem neuen Überwachungssystem im Jahr 2022 und einer leistungsstarken Schlammdehydrierungslinie, die seit November 2023 in Betrieb ist. Im März 2024 ging zusätzlich ein Sonnenkraftwerk ans Netz, das die Energieversorgung unterstützt und für eine nachhaltige Zukunft sorgt.
Abbildung 3: Direktor Boris Nemet betont, wie wichtig regelmäßige Wartung und der gute Zustand aller technischen Anlagen sind. Nur so kann die Kläranlage die Effizienz ihrer Arbeitsprozesse maximieren. © Donau Chemie AG
Überwachung der Wasserqualität im eigenen Labor
Die Kläranlage verfügt über ein eigenes Labor, das täglich sämtliche Zuflüsse, die Betriebsparameter der Becken und die Qualität des behandelten Wassers überprüft, das in den Fluss Lendava geleitet wird. Dabei werden folgende Parameter regelmäßig kontrolliert:
- Im Zufluss: Gesamtstickstoff, Gesamtphosphor, CSB
- Im Abwasser: Nicht gelöste Feststoffe, Gesamtstickstoff, Gesamtphosphor, CSB
- Reinigungswirkung: Vergleich der Zufluss- und gereinigten Abwasserwerte von Gesamtstickstoff, Gesamtphosphor und CSB
Alle Prüfungen werden von einem akkreditierten Institut, dem Nationalen Labor für Gesundheit, Umwelt und Ernährung, durchgeführt.
Partnerschaft mit der Donau Chemie
Die
Donau Chemie leistet auch einen wichtigen Beitrag für den reibungslosen Betrieb der Kläranlage. Überall dort, wo es darum geht, den Phosphorwert im Abwasser zu reduzieren, sind wir mit unserem Know-how und unseren eigenen Produkten die richtige Wahl.
Neben einer zuverlässigen Versorgung mit
Produkten für die Abwasserbehandlung bieten wir auch umfassende Unterstützung durch unsere
F&E-Abteilung.
Ein solches Beispiel ist Lendava, das ein effektiveres Phosphorfällungsmittel benötigte. In der Vergangenheit wurde Aluminiumsulfat verwendet. Da es auch Probleme mit Schwimmschlamm durch Fadenbakterien gab, zeigte ein Versuch mit einer Probe des Abwassers, dass unser Kombinationsprodukt aus Eisen und Aluminium besser geeignet war. So wurden sowohl die Koagulationsergebnisse im Abwasser als auch die Zersetzung von Fadenbakterien verbessert. Damit wurde auch das Problem des Schwimmschlamms in der Kläranlage gelöst.
Abbildung 4: Pünktlich vor Ort: Donau Chemie-Tankwagen bei der Anlieferung in der Kläranlage Lendava. © Donau Chemie AG
Abschließend ein großes Dankeschön an Herrn Nemet, der uns spannende Einblicke in die täglichen Abläufe der Kläranlage ermöglicht hat. Jeder Besuch in Lendava hinterlässt einen positiven Eindruck und zeigt uns, wie eine starke und verlässliche Partnerschaft aussehen kann.
Wir freuen uns darauf, die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Kläranlage Lendava auch in Zukunft fortzusetzen!
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