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EU-Entwaldungsverordnung: das müssen Sie wissen

Donauchem
Mit der EU-Entwaldungsverordnung setzt die Europäische Union ein klares Zeichen für den Umweltschutz. In diesem Beitrag sehen wir uns die Verordnung genauer an und betrachten auch die Möglichkeiten und Herausforderungen.
 
 

Was ist die EU-Entwaldungsverordnung?

Die EU-Entwaldungsverordnung, offiziell bekannt als die Verordnung (EU) 2023/1115 zur Verhinderung von Entwaldung und Waldschädigung, wurde am 30. Juni 2023 verabschiedet. Die Verordnung ist Teil der Bemühungen der Europäischen Union, die illegale Abholzung und die Entwaldung in den globalen Lieferketten zu bekämpfen. So sollen die Umweltauswirkungen von Importen in den nächsten Jahren reduziert werden. Sie soll außerdem dazu beitragen, die globalen Klimaziele zu erreichen und den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen.
 
 

Welche Unternehmen sind von der EU-Entwaldungsverordnung betroffen?

Die EU-Entwaldungsverordnung betrifft Unternehmen, die bestimmte Rohstoffe und Produkte auf den europäischen Markt bringen. Sie verpflichtet dazu, dass keine Produkte, die mit Entwaldung oder Waldschädigung in Verbindung stehen, in die EU eingeführt oder dort verkauft werden dürfen.
Zu den betroffenen Rohstoffen und daraus hergestellten Produkten gehören unter anderem:
  • Soja
  • Kakaobohnen, -butter und -Pulver sowie Schokolade
  • Kaffeebohnen
  • Palmöl
  • Kautschuk
  • Holz und Holzprodukte sowie Papier und Pappe
  • Vanille

Kakaobohnen im Rahmen der EU-Entwaldungsverordnung
 

So sorgt die EU-Entwaldungsverordnung für transparente Lieferketten

Um die Anforderungen der EU-Entwaldungsverordnung zu erfüllen, müssen Unternehmen in Zukunft nachweisen, dass ihre Produkte nicht mit illegaler Entwaldung oder Waldschädigung in Verbindung stehen und ihre Lieferketten entwaldungsfrei sind. So muss entweder eine Erklärung über den Ursprung der Produkte abgegeben werden oder Daten und Nachweise vorgelegt werden, die belegen, dass die Rohstoffe aus legalen Quellen stammen und keine negativen Auswirkungen auf Wälder haben.

Die Verordnung enthält zudem Vorgaben zur Durchführung von Risikobewertungen: Firmen müssen prüfen, ob ihre Produkte mit Entwaldung oder Waldschädigung verbunden sind. Verstöße gegen die Vorschriften sind mit Sanktionen belegt, die von den jeweiligen EU-Mitgliedstaaten verhängt werden können.

Das übergeordnete Ziel der EU-Entwaldungsverordnung ist es, die Entwaldung und die damit verbundenen ökologischen und sozialen Auswirkungen in den Ursprungsländern zu verringern, indem der Handel mit umweltschädlichen Produkten in Europa reduziert wird.

 

Auswirkungen der EU-Entwaldungsverordnung auf die Industrie

Die EU-Entwaldungsverordnung bringt große Veränderungen für die Industrie, insbesondere für Unternehmen, die Rohstoffe und Produkte importieren, die potenziell mit Entwaldung und Waldschädigung in Verbindung stehen könnten. Die Verordnung stellt sicher, dass Unternehmen ihre Lieferketten hinsichtlich der Herkunft und der ökologischen Auswirkungen ihrer Produkte strenger kontrollieren.

Die wichtigsten industriellen Auswirkungen der EU-Entwaldungsverordnung lassen sich in mehreren Bereichen zusammenfassen:
 
 

1. Veränderungen in der Lieferkettenstruktur

Durch die EU-Entwaldungsverordnung müssen Unternehmen ihre Lieferketten sorgfältiger überwachen und dokumentieren, um sicherzustellen, dass die Rohstoffe und Produkte allen Anforderungen entsprechen. Dies könnte dazu führen, dass Unternehmen ihre Beschaffungsquellen und Partner überdenken und möglicherweise neue, verlässliche Lieferanten suchen müssen, die nachweisen können, dass ihre Produkte nicht mit Entwaldung oder Waldschädigung in Verbindung stehen.
  • Erweitertes Risikomanagement: Unternehmen müssen verstärkt Risikoanalysen und Due-Diligence-Prüfungen durchführen, um potenzielle Verstöße rechtzeitig zu identifizieren.
  • Überprüfen von Lieferanten: Bestehende Lieferanten müssen nachweisen, dass ihre Produkte nicht mit Entwaldung oder Waldschädigung in Verbindung stehen.
  • Verlagerung der Beschaffungsquellen: Einige Unternehmen könnten ihre Rohstoffquellen aus bestimmten Regionen verlagern, wenn diese in Zusammenhang mit Entwaldung stehen.
 
 

2. Kosten und Investitionen in Nachverfolgbarkeit

Eine nächste Auswirkung der EU-Entwaldungsverordnung beeinflusst die Kostenstruktur vieler Unternehmen. Die Verordnung verlangt Nachweise über Herkunft und Nachhaltigkeit von Produkten.
  • Technologische Aufrüstungen: Firmen müssen möglicherweise in Softwarelösungen oder andere Systeme investieren, die eine vollständige Rückverfolgbarkeit der Rohstoffe ermöglichen.
  • Zertifizierungskosten: Für Unternehmen, die sich auf bestimmte Nachhaltigkeitsstandards (z. B. RSPO für Palmöl oder FSC für Holz) verlassen, könnten zusätzliche Zertifizierungskosten entstehen.
 
 

3. Veränderung der Beschaffungspraktiken

Die Industrie ist verpflichtet, verstärkt auf nachhaltige Beschaffungspraktiken setzen, da Unternehmen nachweisen müssen, dass ihre Produkte keine illegalen Entwaldungspraktiken beinhalten.
  • Zusammenarbeit mit Nachhaltigkeitsinitiativen: Unternehmen müssen sich zunehmend mit internationalen Initiativen zur Bekämpfung von Entwaldung, wie der Zero-Deforestation-Bewegung oder den Runden Tischen (z. B. dem Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl - RSPO), zusammenschließen.
  • Einführung neuer Zertifikate und Audits: Um die Rückverfolgbarkeit und Nachhaltigkeit ihrer Rohstoffe nachzuweisen, könnten verpflichtet sein, regelmäßig Audits durchzuführen oder zusätzliche Nachhaltigkeitszertifikate zu erwerben.
 
 

4. Wettbewerbsfähigkeit und Marktzugang

Firmen, die nicht in der Lage sind, die Anforderungen der Verordnung zu erfüllen, riskieren damit vom europäischen Markt ausgeschlossen zu werden. Ein solcher Ausschluss hat direkte Auswirkungen auf ihre Wettbewerbsfähigkeit zur Folge.
  • Marktzugang: Unternehmen, die sich nicht an die Regeln halten oder keine entwaldungsfreien Lieferketten nachweisen können, verlieren möglicherweise den Zugang zum EU-Markt.
  • Verstärkte Marktanforderungen: Umgekehrt können Unternehmen, die schon jetzt nachhaltige Praktiken anwenden, von der Verordnung profitieren und durch das Nachweisen von Nachhaltigkeit und Transparenz einen Wettbewerbsvorteil erzielen.
 
 

5. Mögliche Auswirkungen auf die Preise

In einigen Fällen kann die EU-Entwaldungsverordnung auch wirtschaftliche Folgen im Hinblick auf die Produktionskosten und durch die dort höheren Kosten schließlich weiter auf die Endverbraucherpreise haben.  
  • Preisanpassungen: Insbesondere in Branchen wie Palmöl, Kakao und Soja könnte es aufgrund gestiegener Kosten für nachhaltige Beschaffung zu höheren Rohstoffkosten kommen.
  • Verlagerung der Produktionskosten: Unternehmen könnten dazu neigen, sich stärker auf nachhaltige oder zertifizierte Lieferanten zu konzentrieren, was langfristig die Kostenstruktur verändern könnte. Zwar steigen kurzfristig die Kosten, langfristig gesehen profitieren viele aber von stabileren Lieferketten und höherer Planungssicherheit.
 
 

6. Auswirkungen auf die Entwicklung von Nachhaltigkeitsstrategien

Die EU-Entwaldungsverordnung fordert Firmen nicht nur operativ, sondern auch strategisch. Unternehmen werden künftig gezwungen sein, ihre Nachhaltigkeitsstrategien und -berichte zu überarbeiten und zu erweitern.
  • Corporate Social Responsibility (CSR): Unternehmen müssen möglicherweise ihre CSR-Strategien weiterzuentwickeln, insbesondere im Hinblick auf Umwelt- und Sozialaspekte innerhalb ihrer Lieferketten.
  • Verantwortung und Transparenz: Die Verordnung fördert die Entwicklung transparenter Unternehmenspraktiken sowie den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen.
 
 

Zwischenfazit: Herausforderungen der EU-Entwaldungsverordnung für die Industrie

Die EU-Entwaldungsverordnung wird die Industrie in mehreren Bereichen herausfordern, aber gleichzeitig auch Chancen für Unternehmen bieten, die sich frühzeitig auf nachhaltige Beschaffungs- und Produktionsmethoden einstellen.

Unternehmen, die in die Verbesserung der Nachverfolgbarkeit und Nachhaltigkeit investieren, können langfristig von einem Wettbewerbsvorteil profitieren und ihren Zugang zu einem zunehmend umweltbewussten europäischen Markt sichern.

Darüber hinaus könnte die Verordnung zu einer weitreichenden Veränderung von Produktionsprozessen und Lieferketten weltweit führen, um den globalen Kampf gegen Entwaldung und Waldschädigung zu unterstützen.


Auswirkungen-EU-Entwaldungsverordnung auf Wälder
 

Verschiebung und mögliche Anpassungen der EU-Entwaldungsverordnung

Auch wenn die EU-Entwaldungsverordnung am 30. Juni 2023 verabschiedet wurde, ist ihre vollständige Umsetzung und Anwendung für Unternehmen und Marktakteure mit einer Übergangsfrist verbunden. Die neuen Regelungen wurden nun um ein Jahr verschoben und sollen für große Firmen ab 30. Dezember 2025 und für Kleinst- und Kleinunternehmen ab 30. Juni 2026 in Kraft treten.

 

Gründe für die Verschiebung

Die Verschiebung der Umsetzungstermine wurde aus verschiedenen Gründen diskutiert und letztendlich beschlossen:
  1. Logistische und technische Herausforderungen: Viele Unternehmen benötigen Zeit, um ihre Lieferketten vollständig zu überprüfen und nachzuweisen, dass ihre Produkte nicht mit illegaler Entwaldung oder Waldschädigung in Verbindung stehen. Die Einführung von Technologien zur Nachverfolgbarkeit, Audits und Systemänderungen erfordert signifikante Investitionen und Zeit.
  2. Unklarheiten bei der Umsetzung: Es gab auch Bedenken hinsichtlich der praktischen Umsetzung der Verordnung, einschließlich der Notwendigkeit, einheitliche Standards und Nachweisverfahren festzulegen. Dies betrifft besonders die Rückverfolgbarkeit von Produkten und die Frage, wie und welche Nachweise Unternehmen erbringen müssen.
  3. Wirtschaftliche Bedenken: Einige Branchen, wie die Landwirtschaft und der Rohstoffhandel, könnten durch die neuen Anforderungen belastet werden, was möglicherweise zu Verzögerungen bei der Umsetzung führte. Auch könnten Bedenken hinsichtlich der globalen Auswirkungen auf Produktionspraktiken und Preise eine Rolle gespielt haben.
 

Auswirkungen der Verschiebung

Die Verschiebung der Fristen der EU-Entwaldungsverordnung kommt mit Vorteilen, aber auch Herausforderungen.
  1. Mehr Zeit für Unternehmen: Eine Verlängerung der Fristen wird den betroffenen Unternehmen und Sektoren mehr Zeit geben, sich auf die neuen Anforderungen vorzubereiten.
  2. Verzögerung von Umweltzielen: Das Verhindern von Entwaldung ist ein zentrales Ziel der Verordnung, und jede Verzögerung könnte die Fortschritte in diesem Bereich verringern.
 
 

Die EU-Entwaldungsverordnung als Antrieb für nachhaltige Transformation

Die Verordnung (EU) 2023/1115 stellt einen wichtigen Schritt im Kampf gegen die weltweite Entwaldung und Waldschädigung dar. Sie bringt jedoch auch erhebliche Anforderungen und strukturelle Veränderungen für die Industrie.
 
Unternehmen müssen künftig ihre Lieferketten transparent gestalten und analysieren sowie langfristig auf nachhaltige Beschaffung und Produktion achten. Trotz der Herausforderungen bietet die Verordnung aber auch Chancen: Sie regt Firmen dazu an, nachhaltigere, umweltfreundlichere und transparente Praktiken zu entwickeln und verantwortungsvoll zu handeln.

 

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