Geschichte der Wasserbehandlung

Felix: Wohin fahren wir auf Urlaub?

Donau Chemie Wassertechnik
Papa, wohin fahren wir dieses Jahr auf Urlaub?
Hm, gute Frage. Hast du etwas gesehen was dir gefällt?

Es gibt so viele schöne Orte. Der Gardasee! Da waren wir ja schon. Schaum einmal, ein lustiges Bild: da fahren Leute mit den Fahrrädern über das Wasser.
Das ist die Isola di San Biago an der Südwestseite des Sees. Diese Insel ist eigentlich nur mit dem Boot erreichbar. Man nennt sie übrigens auch Isola dei Conigli, die Kanincheninsel.

Gibt es dort Kaninchen?
Früher ja, aber die verstecken sich jetzt sicher vor den vielen Touristen.

Und warum können die Leute jetzt wie Jesus über das Wasser laufen?
Durch die geringen Niederschläge der letzten Jahre ist der Wasserstand des Gardasees so niedrig wie schon lange nicht mehr. Der niedrige Wasserspiegel lässt eine Landbrücke zwischen Insel und Festland entstehen. Ungewöhnlich ist, dass dies bereits im Februar geschah. Die Zuflüsse in den See waren deutlich geringer, so dass der Pegel des Sees bereits im Winter ca. 50 bis 60 cm unter dem mittleren Wasserstand lag.

50 cm - das ist doch nicht so viel, oder?
Wie du dich vielleicht erinnerst, ist der Gardasee ziemlich groß. 50 cm weniger Wasser bedeutet, dass dem See 200 Milliarden Liter Wasser fehlen. Damit könnte man alle Einwohner Österreichs ein halbes Jahr lang mit Wasser versorgen.

Oh! Das ist aber wirklich viel Wasser. Kann man dann da überhaupt noch schwimmen?
Ja, natürlich - immerhin ist der See im Durchschnitt über 100 m und an der tiefsten Stelle über 300 m tief. Aber er ist eine wichtige Wasserressource für den norditalienischen Raum, für die Trinkwassergewinnung, für die Industrie und natürlich für die Landwirtschaft. Für den größten Fluss Italiens...

Den kenn ich! Das ist der Po!
Genau, für den Po ist das Wasser des Gardasees ein wichtiger Zufluss. Die Insel San Biago ist aber nur ein Symptom für ein viel größeres Problem, das nicht nur Italien, sondern weite Teile Europas und auch andere Regionen der Erde betrifft: Es fehlt an ergiebigen Niederschlägen, die Pegelstände der Flüsse sind entsprechend niedrig, die Böden trocknen aus. Schon im vergangenen Sommer konnten Schiffe auf dem Rhein teilweise nicht mehr fahren, Kraftwerke in ganz Europa konnten nicht mehr mit voller Leistung arbeiten, die Menschen wurden zum Wassersparen aufgerufen. Auch Österreich ist betroffen. Letztes Jahr ist der Zicksee komplett ausgetrocknet. Kommt es dann zu starken Regenfällen, kann das Wasser nicht mehr ausreichend versickern, fließt schnell ab und ganze Landstriche werden in kürzester Zeit überschwemmt. Genau das ist kürzlich auch genau in Italien passiert.

Ich weiß – die armen Fische haben erst kein Wasser mehr und dann plötzlich zuviel.
Die Klimaforscher stellen fest, dass sich die Gesamtniederschlagsmenge in Österreich in den letzten Jahren zwar nicht wesentlich verändert hat. Allerdings sind die Starkregenereignisse häufiger geworden und die Verdunstung deutlich höher. Die Folge: Das Wasser fließt rasch ab, der Grundwasserspiegel bleibt niedrig und die Böden trocknen aus. Dürreperioden hat es schon immer gegeben, aber in letzter Zeit treten sie häufiger auf und werden in Zukunft in immer kürzeren Abständen auftreten.

Das klingt gar nicht gut…
Das ist richtig. Es ist höchste Zeit, Lösungen für die Probleme zu finden. So müssen in vielen Ländern zunächst die Wasserverluste in den Griff bekommen werden. In einigen EU-Ländern gehen 20 bis 30 Prozent des Trinkwassers durch undichte Leitungen verloren. In Italien, Rumänien und Malta sind es 40 Prozent und in Bulgarien sogar 60 Prozent. Stell dir vor, du kaufst im Supermarkt zehn Flaschen Wasser und kommst mit nur vier vollen Flaschen nach Hause.

Dann war ich wohl sehr durstig unterwegs…
Außerdem müssen wir unsere Wasserressourcen besser nutzen. In vielen Regionen der Welt wird die Wiederverwendung von Abwasser eine mögliche Lösung sein.

Zum Trinken? Igitt!
In erster Linie für die Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen. Die Europäische Union hat gerade eine Verordnung über Mindestanforderungen für die Wiederverwendung von Wasser erarbeitet, die Ende Juni in Kraft treten wird. Darin sind die Qualitätsanforderungen festgelegt, die bei der landwirtschaftlichen Wiederverwendung von Abwasser eingehalten werden müssen. Dabei geht es vor allem um Kolibakterien und die organische Gesamtbelastung des Wassers. Die Qualität muss überwacht werden und ein Risikomanagement ist vorgeschrieben. Daraus können sich im Sinne eines Multibarrierensystems weitere Vorsorgemaßnahmen wie zusätzliche Desinfektionsstufen oder eine Spurenstoffelimination ergeben.

Da kenne ich mich schon aus – das kann man mit der Aktivkohle machen oder gleich mit eurem Donau PAC Aquaclear.
Super gedacht. Das stimmt! Und Desinfektionsmittel haben wir natürlich auch. Auf jeden Fall werden die Anforderungen an das Wasser steigen. Auch unsere Fällungsmittel werden eine wichtige Rolle spielen. Denn je besser der Schlamm in der Kläranlage vom Wasser getrennt werden kann, desto geringer ist die Restbelastung. Durch Fällung und Flockung lässt sich bekanntlich auch die Keimzahl um bis zu zwei, teilweise sogar drei Log-Stufen (99,9 %) reduzieren. Dadurch werden alle nachfolgenden Aufbereitungsschritte entlastet. Zum Vergleich: Händewaschen entfernt ca. 99% der Keime (also 2 Log-Stufen).

Wird das in Europa überhaupt schon gemacht?
Nach Angaben der EU werden in Europa etwa 2,4 % des Abwassers wiederverwendet. Das Potenzial wird auf mindestens das Sechsfache geschätzt. Zypern verwendet bereits 90% des gereinigten Abwassers für die Bewässerung, Griechenland, Italien und Spanien zwischen 5 und 12%. Aber auch in Ländern wie Belgien und Deutschland gibt es Projekte.

Wie ist das bei uns in Österreich?
Derzeit werden in Österreich 1,7% der landwirtschaftlichen Fläche bewässert. Dafür werden jährlich rund 69 Milliarden Liter Wasser verbraucht.

Das ist ja weniger als dem Gardasee jetzt fehlt!
Das ist richtig. Allerdings könnte der Bewässerungsbedarf bei uns bis 2050 um 80 % steigen, regional - vor allem im Osten und Süden Österreichs - ist sogar eine Verachtfachung denkbar. Hier könnte die Wiederverwendung von Abwasser den Nutzungsdruck auf die Grundwasserressourcen verringern. Dabei ist zu berücksichtigen, dass in den betroffenen ländlichen Regionen der Abwasseranfall geringer und damit der Effekt begrenzt ist. Dennoch ist auch eine geringe Entlastung ein wichtiger Beitrag.

Wird dann irgendwann auch aufbereitetes Abwasser aus unseren Leitungen kommen?
In Österreich wahrscheinlich nicht. In anderen Regionen der Welt wird dies schon lange umgesetzt, z.B. in Singapur oder Namibia. Während in Singapur ein Wasserreservoir als Puffer zwischen Kläranlage und Trinkwasseraufbereitung dient, kann in Windhoek (Namibia) der Kläranlagenablauf vor allem in Trockenzeiten auch direkt in die Multibarrieren-Trinkwasseraufbereitung eingespeist werden. Die hohen Anforderungen, die ständige Überwachung und das Fehlen von Alternativen haben zu einer hohen Akzeptanz bei der betroffenen Bevölkerung geführt. Für uns ist das vielleicht noch schwer vorstellbar. Aber die Erfahrungen in Namibia zeigen, dass es sicher ist. Denn Krankheitsfälle durch verschmutztes Wasser sind dort seither nicht mehr aufgetreten - es funktioniert.

Da werden die Namibier sicher froh sein. Ich hoffe die Menschen können das Wasserproblem bald lösen. Es geht ja, wie du erzählt hast. Dann ist auch im Gardasee wieder mehr Wasser und die Kaninchen auf der Insel haben wieder ihre Ruhe. Und ich kann am Ufer sitzen und leckeres italienisches Eis schlecken.
 

Verweise

  • Bichler, D. A., & Müller-Rechberger, D. H. (2023). Rahmenbedingungen für die Umsetzung der EU-WasserWVVO in Österreich. Wiederverwendung von gereinigtem Abwasser. Wien: ÖWAV / TU Wien, Institut für Wassergüte und Ressourcenmanagement.
  • Dipartimento della Protezione Civile. Situazione lago di Garda. Abgerufen am 13.. April 2023 von Enti Regolatori dei Grandi Laghi: https://www.laghi.net/homepage.aspx?tab=3&subtab=2&idlago=5
  • Europäische Kommission. Water reuse. Abgerufen am 17.. April 2023 von https://ec.europa.eu/environment/water/reuse.htm
  • Haslinger, K. (2023). Auswirkungen des globalen Klimawandels auf Österreich. Wiederverwendung von gereinigtem Abwasser. Wien: ÖWAV / TU Wien, Institut für Wassergüte und Ressourcenmanagement.
  • LAHNSTEINER, D. D. (2023). Direct Potable Reuse in Namibia – Erfahrungen aus Anlagenbau- und Betriebsführungssicht. Wiederverwendung von gereinigtem Abwasser. Wien: ÖWAV / TU Wien, Institut für Wassergüte und Ressourcenmanagement.
Donau Chemie Wassertechnik

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