Die größte Molkerei Österreichs hat seit Kurzem eine neue Kläranlage mit speziellen Anforderungen. Sie ist Teil eines Kreislaufs, in dem biologische Ressourcen optimal verwertet werden. Betriebsleiter
Andreas Hinterecker vergleicht das Verfahren mit einem biologischen „Perpetuum Mobile“, das geschlossene Stoffkreisläufe ermöglicht. Unterstützt wird Berglandmilch von
Werner Gerhold, Berater der Donau Chemie Wassertechnik, der für die besonderen Herausforderungen bei der Behandlung von Molkereiabwässern maßgeschneiderte Lösungen entwickelt.
Biogasgewinnung aus Klärschlamm
An einem ungemütlichen Morgen im April weht auf dem Dach des Faulturms der Industriekläranlage Berglandmilch in Neufurth bei Amstetten frostiger Wind. Betriebsleiter Andreas Hinterecker öffnet einen Deckel und lässt die Besucher durch ein Sichtfenster auf eine blubbernde Masse blicken. Es ist die oberste Schicht von insgesamt 4.500 m
3 Klärschlamm, aus dem Mikroorganismen wertvolles Biogas vergären. Bis zu 140 m
3 des Schlamms werden täglich in den Turm eingebracht. Nach 30 Tagen Verweildauer liefert dieser nicht nur nachhaltige Energie, sondern kann als Biodünger abgeschöpft und auf den Feldern der Region verwendet werden.
Abbildung 1: Im Faulturm vergären organische Reststoffe zu Biogas. © ReinhardLang
Das biologische „Perpetuum Mobile“ bei Berglandmilch
Wir befinden uns mitten in einem Kreislauf, in dem die Rohstoffe der Natur optimal genutzt werden, um österreichische Milchprodukte so umweltschonend und nachhaltig zu produzieren wie nur möglich. Andreas Hinterecker beschreibt dieses biologische „Perpetuum Mobile“ so:
„Wir stellen einen super Biodünger her, der auf unsere Felder kommt. Dort steht die Kuh, frisst das exzellente Gras, das gewachsen ist, weil wir gut gedüngt haben. Die Kuh gibt hochwertige Milch und daraus entstehen bei der Berglandmilch Käse, Joghurt und viele andere Milchprodukte. Im Produktionsprozess fällt Abwasser an, das in der Kläranlage zu Schlamm wird und – einmal ausgefault – als Biodünger wiederum aufs Feld gelangt und der Kreislauf von Neuem beginnt.“
Energieversorgung durch Biogas, Biomasse und Photovoltaik
Auch das Biogas spielt in diesem Zyklus eine wichtige Rolle. Es wird in einem Gasspeicher gesammelt, in einem Gasverdichter komprimiert und zur zwei Kilometer entfernten Molkerei geschickt. Dort befeuert es einen Dampfkessel, denn für die Hygienisierung der Tanks und Leitungen ist viel Wasserdampf vonnöten. 30 Prozent des Energieverbrauchs werden auf diese Weise abgedeckt, zusätzliche Wärme liefert das unternehmenseigene Biomasseheizwerk. Insgesamt können so 90 Prozent des Gesamtbedarfs bereitgestellt werden.
Abbildung 2: Auch das Abwasser der Waschanlage geht direkt in die eigene Kläranlage. © ReinhardLang
Abwasseraufbereitung mit 99,5 % Wirkungsgrad
Die Industriekläranlage der Berglandmilch ist brandneu. Am 7. Juni 2022 ging sie nach dreijähriger Planungs- und Errichtungszeit in Betrieb. Durch das stete Wachstum des Standorts Aschbach-Markt war das alte Klärwerk zu klein geworden. Denn das Wasser, das die Molkerei zur Produktion benötigt, sei nur geborgt, erklärt Hinterecker: „Heute fließen im Durchschnitt täglich etwa 3.000 m
3 Abwasser in unsere Kläranlage. Wir reinigen es mit einem Wirkungsgrad von über 99,5 Prozent und führen es in bester Qualität in die Ybbs zurück.“ Zweimal pro Jahr stellt ein externes Institut zudem sicher, dass die Grenzwerte den Vorgaben im Wasserrechtsbescheid entsprechen.
Hightech-Kläranlage mit über 7.000 Prozessvariablen
Blickt man vom Faulturm über die drei Belebungsbecken und zwei Nachklärbecken, könnte man die Anlage für eine schlichte Angelegenheit halten. Ein Irrtum. Bei der 20-Millionen-Investition handele es sich um Hightech, betont der Betriebsleiter: „Unter der Kläranlage befinden sich drei Ebenen mit Leitungen. Wir haben über

7.000 Prozessvariablen. Bei einem Stromausfall geht der Betrieb nahtlos weiter, da die Systeme mehrfach redundant angelegt sind.“ Denn genauso, wie die Produktion in der Molkerei rund um die Uhr läuft, darf auch die Kläranlage nie stillstehen.
Nachhaltige Energie durch industrielle Abwärme und Photovoltaik
Der neue Standort profitiert übrigens auch von einem benachbarten Betrieb. Nebenan bereitet das Tiroler Unternehmen Swarco Recyclingglas für die Herstellung reflektierender Materialien auf. Die dabei entstehende industrielle Abwärme kommt direkt der Kläranlage zugute. Zusätzlich erzeugt die eigene Photovoltaik-Anlage jährlich um die 420 MWh Strom, sodass ein Großteil der benötigten Energie aus nachhaltigen Quellen stammt.
Abbildung 3: Die eigene PV-Anlage deckt einen Gutteil des Energiebedarfs. © ReinhardLang
Besondere Anforderungen bei Molkereiabwasser
Für Werner Gerhold, Berater der Donau Chemie Wassertechnik, ist die Industriekläranlage in Neufurth „herausfordernd“. Im Unterschied zu kommunalen Einrichtungen hat das Abwasser große Anteile von Fett und Eiweiß. Zusätzlich schwankt die Zusammensetzung stärker, da Berglandmilch mit der Ressource Wasser sparsam umgeht. So ist es nicht immer einfach, einen für die Wasseraufbereitung optimalen pH-Wert zwischen 6,5 und 8,5 zu erreichen.
Abbildung 4: Andreas Hinterecker (l.) und Werner Gerhold (r.): gute Partnerschaft seit bald 17 Jahren. © ReinhardLang
Innovative Wasseraufbereitung mit Donau Chemie
Doch die Donau Chemie hat auch für wechselnde Anforderungen an die
Wasseraufbereitung kreative Lösungen parat. „Donau ®Evolution flex kombiniert Phosphatfällung, Flockung und Schwefelbindung in einem Produkt“, erklärt Gerhold. Es wird dem Abwasser in unterschiedlicher Dosierung beigemischt, bevor es in den Röhrenflokulator geht.
Dort trägt Donau ®Evolution flex dazu bei, kleine Schwebstoffe zu Mikroflocken zu verschmelzen. Mit Hilfe von Polymeren bilden sich in der Folge größere Flocken, die in der Flotationsanlage schließlich als Klärschlamm abgeschöpft werden können. Zwei Tankzüge pro Monat liefert Donau Chemie nach Neufurth – daneben versorgt die Donauchem die Anlage mit weiteren chemischen Grundstoffen.
Detaillierte technische Informationen zu
Donau ®Evolution flex und seiner Anwendung in der Wasseraufbereitung erhalten Sie bei
Donau Chemie Wassertechnik.